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IR – WIR BRAUCHEN DICH
„Bleibt
er nun, oder muß er gehen ? Die Rede ist vom InterRegio. Ständig kommen
widersprüchliche Meldungen aus der Zentrale der Deutschen Bahn AG. Eine Zeitlang
hieß es, der IR und der IC würden zu einem Produkt zusammengeführt. Ein richtungsweisendes Konzept
Der
IR hat den Schnellzug abgelöst. Er sollte den Fernverkehrsmarkt unterhalb des
Angebots des IC für die Bahn erschließen und sich auszeichnen durch:
1.
Bedienung von festen Linien im 2-Stunden-Takt
Das waren
die Vorgaben, als der erste InterRegio 1988 von Hamburg nach Göttingen startete.
Was ist daraus geworden ?
Ein überzeugendes Produkt
Das
Image des IR ist bisher unverwechselbar verbunden mit den blau-weißen Wagen, die
innen ganz anders sind, als man sich Eisenbahnwagen bisher vorstellte. Statt den
herkömmlichen Abteilen des Schnellzug und der anonymen Großraumwagen des IC lädt
eine vielfältige Sitzlandschaft im IR zum Verweilen ein. (Anm.: deshalb ziehe
ich noch heute ein IR fast jedem IC vor) Er ist so familienfreundlich, wie kein
anderer Zug in Deutschland: Kindersitze, Tische, relativ viel Platz zum
Bewegen. Auch die Fahrradmitnahme ist zu seinem Markenzeichen geworden, und das
Bistro hat sich so großer Beliebtheit erfreut, daß sein Konzept auch in den ICE
übernommen wurde. (...)
Das Stiefkind im Konzern
Gleichwohl
war der IR das Stiefkind im Konzern. Wie man kleinen Geschwistern das Vorbild
ihrer großen, erfolgreichen Geschwister vorhält, so wurde der IR nicht
entwickelt und gemanagt, sondern gescholten, weil er nicht auf Anhieb brachte,
was man von ihm verlangte. Ihm wurde das Sparen verordnet. Nach Art der guten
Sparwirtschaft bekam der IR die Auflage, Zugkilometer einzusparen. Und die
Manager gehorchten: Sie strichen hier eine Fahrt und dort einen Zug, sie
durchlöcherten das System, das dem Fahrgast merkbare Fahrpläne und
Zuverlässigkeit bringen sollte. Die Betreuung des IR wurde in den
Niederlassungen denselben Leuten übertragen, die auch den IC managten. Der IR
wurde immer wieder als Lückenbüßer für Fahrplansünden eingesetzt, er mußte
Probleme lösen, die der IC nicht lösen konnte. InterRegio – Das unbekannte Wesen
Während der
ICE und IC landauf - landab in den Medien einen hohen Stellenwert haben, kommt
der IR dort kaum vor. Wenn Oberbürgermeister und Stadträte, Geschäftsleute und
IHKs Fernverkehrszüge mit hoher Qualität sprechen, meinen sie IC und ICE. Daran
sei das Management der DB selbst Schuld. Mangelhafte Öffentlichkeitsarbeit hat
dem IR ein Schattendasein verordnet. (...) Schlechte Auskünfte – Schlechte Tarife Daß der Fahrgast schlechte Auskünfte bekommt, weil ihm nur die schnellste Verbindung nennt, und in erster Linie entlang des IC-Netzes gesucht wird, ist bereits von PRO BAHN ausführlich beschrieben und gerügt worden. Die Unfähigkeit der EDV, mehrere alternative Auskünfte zu geben, ist nicht beseitigt worden. So sitzt mancher Reisende im IC, obwohl er im InterRegio besser bedient wäre. Auch auf die Tarifreform wartet der IR vergeblich. Immer noch kostet der IC Zuschlag und suggeriert, besser zu sein, obwohl er das nicht ist. Ein IR-Fahrpreis würde dem Zug einen neuen Stellenwert einräumen.
Der Unterschied
Integration in den Takt
Der IR muß
in den regionalen Takt eingebunden werden. Überall dort, wo das
Verkehrsaufkommen nicht so hoch ist, daß der IR von den Durchreisenden leben
kann, braucht er Fahrgäste des Regionalverkehrs. Das ist zwischen Salzburg und
München, zwischen Konstanz und Stuttgart und auf vielen Strecken abseits der
großen Hauptverkehrswege der Fall. Hier muß der IR nicht so schnell wie möglich
fahren, sondern gerade so schnell, wie es nötig ist, um möglichst viele
Fahrgäste gut zu bedienen. Gegen diesen Grundsatz verstößt die DB mit ihrer
aktuellen Fahrplanpolitik aber immer wieder und macht sich somit zum
unzuverlässigen Partner. Der InterRegio muß in dem Takt fahren, den die Region
braucht. Veränderungen müssen mit der Region zusammen geplant werden. Wo dies
nicht geschieht, entsteht das Fahrplandurcheinander, das den Fahrgast verärgert.
Integration von Bahn und Bus
In manchem
Bahnhof, in dem der InterRegio hält, gibt es keinen Anschluß auf der Schiene.
Manches wichtige Ziel, vor allem im touristischen Bereich, liegt abseits der
Schiene. Wann Busse fahren, ist ein wohlgehütetes Geheimnis, keine
Fahrkartenausgabe weiß darüber Bescheid. Welche Erklärung gibt es, daß in den
Fahrplan-Blättern, die im Zug ausliegen keine Busanschlüsse vermerkt sind ? Sind
die IR-Linien noch nicht systematisch darauf überprüft worden ? So hört man am
Fahrkartenschalter immer wieder: " Da kommen Sie nicht hin."(...) Kooperation? Nein Danke!
Die
Zusammenarbeit zwischen Fernverkehr und Nahverkehr kann noch einen Schritt
weitergehen: Warum eigentlich fährt der IR dort, wo er nicht mehr sinnvoll ist,
nicht im Nahverkehr weiter? Im Prinzip geht das: Der IC fährt als RE nach
Oberstdorf und Berchtesgaden. Nur, hier haben sich die Fahrplaner abgesprochen,
mit den Bestellern des Nahverkehrs gibt es keine Kontakte und schon gar keine
Vereinbarungen. Und wenn ein Fernverkehrszug einmal im Takt des Regionalverkehrs
fährt, ist es vom guten Willen des Fernverkehrs abhängig, ob er die Fahrgäste
der Region mitnimmt. Gewiß: Das Verhältnis zwischen Fernverkehr und Bestellern
des Nahverkehrs ist schwierig. Aber man kann es nur verbessern, wenn man
miteinander redet. Aber schon daran fehlt es in vielen Bundesländern! Der IR und seine Wagen
Alle Wagen
der IR sind aus alten Schnellzugwagen Am und Bm hergestellt worden. Diese Wagen
waren vorher schon mehrere Jahrzehnte ununterbrochen im Verkehr. Deshalb ist die
„Nutzungsdauer" der Wagen auf nur auf 10-15 Wagen beschränkt. Da die IR
Kassel-Konstanz die ersten IR im Bundesgebiet waren, sind folgerichtig die Wagen
die ältesten. Manche Wagen sind bereits an der theoretischen Grenze von 10
Jahren angekommen - eine erneute „Modernisierung" ist bisher nicht durchgeführt
worden, obwohl manche Wagen dies bitter nötig hätten!
Der IR ist unverzichtbar! Die Regionen können auf den InterRegio nicht verzichten. Nicht nur von Hamburg nach München braucht man Direktverbindungen, sondern auch an den Bodensee, die Mosel, ins Erzgebirge. In den Zentren müssen die Ziele auf den Abfahrtstafeln präsent bleiben! Der Fahrgast braucht Querverbindungen durch das Land, von Karlsruhe nach Dresden, Düsseldorf bis Chemnitz. Wenn sich die Bahn vom IR zurückzieht, verliert sie einen ganzen Markt und Chancen in der Region ! Wir brauchen nicht nur Bummelzüge und blitzschnelle ICE, sondern auch mittelschnelle InterRegio !!! |