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ZEITUNGSMELDUNGEN
SKEPSIS BEI BÜRGERMEISTERN
Wolfgang
Schergel nimmt kein Blatt vor den Mund. "Es ist4
bedauerlich, dass die Bahn mit dem geringsten Komfort den Zuschlag für den
Betrieb der Schwarzwaldbahn erhalten hat«, erklärte der St.
Georgener Bürgermeister und Vorsitzende der IG Schwarzwaldbahn gestern.
Die doppelstöckigen Wagen, die von der Bahn-Tochter DB Schwarzwaldbahn AG auf
der Strecke Karlsruhe-Offenburg-Konstanz eingesetzt werden sollen, seien
beispielsweise für Behinderte nur bedingt bequem zu nutzen. Außerdem könnte man
mit diesen Wagen aus technischen Gründen nicht, wie von vielen gewünscht, direkt
bis in die Schweiz durchfahren.
Skepsis zeigt auch der Hornberger Bürgermeister Siegfried
Scheffold. Die Bahn brauche eine »faire Chance.» Es bleibt die Angst,
dass diese Strecke weiter so vor sich hin dümpelt«, so der Rathauschef.
Schließlich hätten gerade kleinere Kommunen mit der Bahn »nicht nur positive
Erfahrungen« gemacht. Mit veralteten Wagen und geringer Geschwindigkeit sei bei
potenziellen Kunden kein Blumentopf zu gewinnen. Scheffold
fordert wie Schergel ein attraktives Marketing, um
die Strecke, die ein großes Potenzial habe, gerade bei Urlaubern bekannt zu
machen. Schergel will mit der Bahngesellschaft und
anderen Beteiligten Kombi-Angebote aushandeln, um etwa mit dem Kartenkauf auch
Hotelbuchungen vornehmen zu können.
Der Wolfacher Bürgermeister Gottfried Moser hat ebenfalls eine Wunschliste.
Besonders wichtig für ihn: Knotenpunkte wie Gengenbach, Biberach und Haslach,
bei denen jetzt nicht alle Züge halten, sollten künftig häufiger angefahren
werden. »Ein bisschen Skepsis bleibt«, meint der Verwaltungschef, »schließlich
fährt auf der Strecke der gleiche Anbieter wie bisher«. Zuversicht zeigte der
Gutacher Bürgermeister Siegfried Eckert. Er hofft, dass die Bahn ein attraktives
Konzept vorlegt und will dafür kämpfen, dass Gutach mit einem neuen Haltepunkt
besser an die Linie angeschlossen wird. Schließlich wolle man mit einer
Sommerrodelbahn und einem Freizeitpark neue Attraktionen bieten.
Michael Vulpius von der DB Regio Baden-Württemberg
betonte, dass die Bahn die Attraktivität der Bahnlinie so weit wie möglich
steigern will, und verteidigte den Einsatz der Doppelstock-Wagen. Diese
Fahrzeuge seien mit ihren stufenlos zugänglichen Mehrzweck-Fahrgasträumen sehr
wohl beispielsweise für Rollstuhlfahrer nutzbar. Durch technische Änderungen
könne man auch eine Durchbindung an die Schweiz ins
Auge fassen. Die Bahn will mit der Schweiz verhandeln, um die Schwarzwaldbahn
bis nach St. Gallen fahren zu lassen.
Die Einführung eines Stundentaktes bei Gengenbach und Haslach hält Vulpius
allerdings derzeit für kaum realisierbar. Er hofft aber, dass mit der
Fertigstellung des viergleisigen Bahnausbaus zwischen Karlsruhe und Offenburg
Ende dieses Jahres die Hauptursache für die vielen Verspätungen beseitigt sein
wird. Am Freitag läuft die Einspruchsfrist wegen des Zuschlags an die Bahn aus.
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