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Quelle

Südkurier  ;   www.skol.de

Erscheinung

19.01.01

Schlagzeile

Kein InterRegio-Kahlschlag

 

KEIN INTERREGIO-KAHLSCHLAG

Das bahnpolitische Abstellgleis bleibt der Region offenbar doch erspart. Statt gestrichener Interregio-Verbindungen auf der Schwarzwaldbahn wird die Bahn AG ab 10. Juni mit aufgepeppten Regionalzügen fahren. Ein vollwertiger Ersatz wird dies allerdings nicht sein, sagen Kritiker.

Mit freudigen Botschaften erschien Staatssekretär Stefan Mappus vom Landesverkehrsministerium gestern im Villinger Landratsamt zur Pressekonferenz: Auf der Bahnstrecke zwischen Offenburg und Konstanz komme es "nicht zum befürchteten Kahlschlag", nachdem die Deutsche Bahn vergangenes Jahr die Streichung von fünf der insgesamt sieben Interregio-Verbindungen am Tag angekündigt hatte. Die Ankündigung macht die Bahn AG zum Fahrplanwechsel am 10. Juni zwar wahr, nur zwei Interregios morgens und abends fahren noch. Doch die gestrichenen Interregios werden ab Juni durch "Sprinterzüge" mit "redesignten Waggons" ersetzt. Dahinter verbergen sich die bekannt-berüchtigten "Silberlinge", die mit "ganz neuem Interieur, neuen Sitzen und moderner Klimatechnik", so Mappus, den Fahrgästen modernen Komfort bieten sollen.  Die Sprinterzüge werden alle zwei Stunden dieselben Haltestellen anfahren wie bisher die Interregios, dazu zwei weitere zwischen Karlsruhe und Offenburg, welche genau, war gestern noch offen. Dafür brauchen sie für die Distanz dann auch rund fünf bis sieben Minuten mehr als die Interregios. Plus für Bahnkunden: In den Sprinterzügen gelten, anders als im Interregio, auch das "Schöne Wochenende"-Ticket sowie das ähnlich konzipierte "Baden-Württemberg"-Ticket. "Damit gibt es auf der Schwarzwaldbahn keinerlei quantitative Verschlechterungen, die bisherigen Interregio-Verbindungen zum Fernverkehrsknoten Karlsruhe und nach Offenburg bleiben erhalten", freute sich der Staatssekretär.

Ganz geteilt wurde diese Freude nicht von allen Pressekonferenz-Teilnehmern. Landrat Karl Heim lobte zwar den "ganz erheblichen Erfolg, dass die Fahrleistungen erhalten blieben. Damit ist unsere Hauptforderung erfüllt". Aber er wies auch auf den Nachteil hin, dass es auf der Schwarzwaldbahn ab Sommer 2001 keine durchgehenden Verbindungen nach Norden mehr geben wird, bis auf die zwei erhaltenen Interregio-Paare. Man müsse dann stets entweder in Offenburg oder Karlsruhe umsteigen. "Außerdem haben wir dann kein Interregio-Material mehr auf der Strecke, sondern nur, wenn auch renovierte Silberlinge."

Der Konstanzer Oberbürgermeister Horst Frank (Bündnis 90/Grüne), der sich gestern auch als Sprecher der Bodensee-Region sah, verwies auf Probleme bei der Anreise per Zug etwa für Rad-Touristen aus Norddeutschland. Diese können bisher im Interregio ihre Räder bequem bis hinunter zum Bodensee mittransportieren. Die künftigen Sprinterzüge aber werden fahrplantechnisch voraussichtlich in Karlsruhe keinen günstigen Anschluss an die Interregiolinie 19 mehr schaffen, die dann in Karlsruhe enden wird. "Für uns ist das eine ganz wichtige Frage, weil wir in unserer Region sehr auf den Radtourismus setzen", so Frank. Die anwesenden Ministerialen aus dem Landesverkehrsministerium wollten hier eine gewisse Verschlechterung auch gar nicht bestreiten. Allerdings blieben ja die beiden am besten ausgelasteten Interregio-Paare täglich bestehen. Damit gebe es weiter ein touristisches Verbindungs-Angebot für den Schwarzwald und den Bodensee.

Mit Blick auf die Zukunft der Schwarzwaldbahn pochte Landrat Heim darauf, dass man die lange Zeit bis zum folgenden Fahrplanwechsel Ende 2002 nutze, um bessere Alternativen zu finden. Er verwies auf das Gutachten der Interessengemeinschaft Schwarzwaldbahn, zu der Kommunen am gesamten Verlauf der Strecke gehören. Heim erwähnte unter anderem die Idee des "Interregioexpress", der als Mischform von Regionalexpress und Fernverkehrszug fahren könnte. An möglichen Betreibern für die Schwarzwaldbahn fehlt es offenbar nicht: Insgesamt fünf Bahnunternehmen haben sich schon mal in Stuttgart Interesse signalisiert, eines, die schweizerische Mittelthurgau-Bahn, hat offenbar am Dienstag ein Angebot für Schwarzwald- und Südbahn (Friedrichshafen-Ulm) abgegeben.