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Quelle

Badische Zeitung ;  http://www.badische-zeitung.de

Erscheinung

18.01.01

Schlagzeile

Bahn schließt 14 Schalter in der Umgebung

 

BAHN SCHLIEßT 14 SCHALTER IN DER UMGEBUNG

Die Deutsche Bahn schließt die Schalter ihrer Filialen in Hausach, Herbolzheim, Tiengen, Freudenstadt-Stadt, Gengenbach, Grenzach, St. Georgen, Denzlingen, Baiersbronn, Hinterzarten, Titisee, Oberndorf, Triberg und Zell. Bestätigen wollte das Unternehmen diese Informationen aus sicherer Quelle gestern nicht.

„Es gibt keine konkreten Listen für Baden-Württemberg, aber wir werden schließen“, sagte Bahnsprecher Martin Schmolke in Stuttgart. Bundesweit will die Bahn in einem Zeitraum von drei Jahren bis zu 300 der noch 1000 Schalter dichtmachen, um Personalkosten zu sparen. An ihre Stelle sollen Automaten oder Einzelhändler und Reisebüros treten. Gleichzeitig will die Bahn das Internet als Vertriebsweg ausbauen. Bereits am Dienstag hatte die Bahn AG angekündigt, Filialen mit einem Umsatz unter 1,4 Millionen Mark in den nächsten Monaten aufzugeben. Unter diesem Betrag rechne sich der Einsatz von Personal nicht, sagte der Leiter des Ticketvertriebs der Deutschen Bahn, Jürgen Büchy. Bis vor einem halben Jahr hatte die Bahn die Rentabilitätsgrenze noch mit einer Million Mark Umsatz im Jahr angegeben. Die Gewerkschaft der Eisenbahner und der Fahrgastverband Pro Bahn haben die Entscheidung kritisiert. Absolut entfielen nur 100 Stellen bundesweit, sagte Transnet-Sprecher Hubert Kummer. Betroffen seien aber mehrere Hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit erheblichen Verschlechterungen ihrer Arbeitssituation rechnen müssten. Schaden nähmen die Kundennähe und damit das Image der Bahn, was weitere Einnahmeausfälle und damit auch Einsparungen beim Personal nach sich ziehen könne.

Pro-Bahn-Sprecher Frank von Meißner sieht in den Absichten der Bahn Widersprüche zum neuen Tarifsystem, das ab 2002 gelten soll. „Automaten geben keine Frühbucherrabatte und kennen keine saisonalen Sonderangebote“, sagte von Meißner. Automaten seien überdies vor allem für ältere Leute zu kompliziert. „Das alte Mütterle nimmt die Automaten nicht in Anspruch“, teilt Freiburgs Bahnhof-Manager Wolf-Dieter Sutter diese Einschätzung. Automaten leisteten heute jedoch mehr, als bekannt sei. Sie gäben Fahrkarten zu jedem Ziel in Deutschland aus, erstellten die Reservierungen, druckten die besten Verbindungen aus und akzeptierten EC-Karten. Bahnsprecher Schmolke sagte, die neue Automatengeneration sei rund um die Uhr online und biete alle Angebote wie das Guten-Abend-Ticket und den Super-Sparpreis. Rund 7000 Nah- und Fernverkehrsautomaten hat die Bahn bundesweit in Betrieb.

Die von Büchy geäußerten Pläne, Fahrkarten von nahe am Bahnhof gelegenen Einzelhändlern verkaufen zu lassen, hat Kopfschütteln ausgelöst: „Bei allem Respekt, in das hochkomplexe Tarifsystem der Bahn kann sich der Bäcker am Bahnhof neben seiner Arbeit nicht einarbeiten. Das ist absurd“, sagte der Geschäftsführer der Gleisnost-Reisebüros in Freiburg und Schwenningen, Siegfried Klausmann. Das Beispiel Gleisnost zeigt, dass sich die Bahn durchaus auf ein wirtschaftliches Gleis setzen ließe: Das auf Bahnangebote spezialisierte Unternehmen ist im Zuge der letzten Schließungswelle vor zehn Jahren in zwei aufgegebene Bahnhöfe eingezogen und hat laut Klausmann die unter Bahn-Regie erzielten Umsätze schnell verzehnfacht. In Reisebüros kosten die Tickets dasselbe wie am Bahnschalter. Dafür vergütet die Bahn Provisionen in üblicher Höhe.

Südbadische Kommunalpolitiker wie der Neustädter Gustav-Adolf Haas haben schon vor einem halben Jahr gefordert, die Bahnschalter im Interesse der Tourismuslandschaft Schwarzwald offen zu halten. Die Antwort aus Berlin habe gelautet, dann müsse die Region diese Kosten bezahlen. Haas könnte sich vorstellen, dass die Kurverwaltungen künftig Bahnberatung anbieten. Im Einzelfall prüfe die Bahn, ob die Bahnschalter in touristisch interessanten Orten in Zusammenarbeit mit den Gemeinden geöffnet gehalten werden könnten, bestätigte Bahnsprecher Schmolke.