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INTERESSANTE ZEITUNGSMELDUNGEN

 

 

Quelle

Südkurier  ;   www.skol.de

Erscheinung

25.10.02

Schlagzeile

Swissness für die Schwarzwaldbahn

 

SWISSNESS FÜR DIE SCHWARZWALDBAHN

Um den Betrieb der Nahverkehrszüge auf der Schwarzwaldbahn zeichnet sich ein heftiger Wettbewerb ab - noch ehe das Land überhaupt die Ausschreibung gestartet hat. Unter anderem bringt sich jetzt die ostschweizerische Thurbo AG in Position. Ein Empfang in Villingen-Schwennigen mit dem Generalkonsul der Schweiz soll ihre Qualitäten unterstreichen. "Wir werden sicher einer heftigen Konkurrenz ausgesetzt sein": Wolf-Dieter Deuschle, Mitglied der Geschäftsleitung der Thurbo AG aus dem ostschweizerischen Kreuzlingen, erwartet ein Riesen-Interesse aus seiner Branche am künftigen Betrieb der Nahverkehrszüge auf der Schwarzwaldbahn. "Da werden wir es wohl zum Beispiel mit der Hohenzollerischen Landesbahn zu tun haben", bestätigte er gestern auf SÜDKURIER-Anfrage, und keineswegs nur diese sei interessiert. "Die Deutsche Bahn AG wird ihre heutige Stellung sicher mit allen möglichen Mitteln verteidigen wollen".

Denn noch ist die Deutsche Bahn AG allein zuständig für den Schienennahverkehr auf der Schwarzwaldbahn. Doch das Land will diesen Auftrag jetzt neu ausschreiben, Ende 2005 sollen die Nahverkehrszüge dann unter neuen Bedingungen zwischen Konstanz und Offenburg verkehren (wir berichteten mehrfach). Die Thurbo AG aber hat einiges Interesse, den Schwarzwaldbahn-Auftrag zu ergattern: Das Unternehmen betreibt unter anderem in der Nachfolge der pleite gegangenen Mittelthurgaubahn inzwischen die "Seehas"-Nahverkehrszüge im Kreis Konstanz, die bis nach Engen verkehren. Und der "Seehas" wird ebenfalls neu ausgeschrieben werden - im Paket mit der Schwarzwaldbahn. "Der Seehas aber ist unsere ureigenste Leistung", so Deuschle. Das wolle die Thurbo auf keinen Fall aufgeben und die Schwarzwaldbahn mit betreiben.

Allerdings fürchtet die Thurbo ein heftiges Gerangel um den Auftrag, "denn durch die öffentliche Diskussion ist die Schwarzwaldbahn so hochgepuscht worden, dass viel zu viele aufmerksam geworden sind", sagte Deutschle. "Da muss sich auch derjenige, der den Auftrag ausschreibt, also das Land, rechtlich bestmöglich absichern, denn es wird sicherlich mit harten Bandagen gekämpft werden", zeigt der gebürtige Schwabe Verständnis, dass das Land noch an den Ausschreibungsunterlagen feilt. Sonst könnte unter Umständen ein Bewerber, der nicht zum Zuge kam, die ganze Ausschreibung wegen eines Formfehlers zu Fall bringen.

Angesichts dieser erwarteten heftigen Konkurrenz bringt sich die 90-prozentige Tochterfirma der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) schon jetzt in Position. Zum 19. November wird sich die Thurbo AG Politikern und Medienvertretern aus der Region zwischen Offenburg und dem Kreis Tuttlingen - entlang der Schwarzwaldbahn - bei einem Empfang in Villingen-Schwenningen vorstellen. Zu Gast sein wird auch der schweizerische Generalkonsul, der eigens aus Stuttgart anreist. Dabei will die Thurbo unter anderem die "Swissness" betonen, also Eigenschaften, die oft mit der Schweiz verbunden werden - etwa Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Serviceorientierung. "Während andere wohl auf Dumpingpreise setzen werden, wollen wir einfach zeigen, wie wir an die Sache herangehen werden", so Deuschle: Durch Qualität neue Fahrgäste gewinnen, umschreibt er die Thurbo-Philosophie.

"Swissness" soll übrigens schon der Ort des Empfangs andeuten, die Städtische Galerie in VS-Schwenningen. Dort läuft derzeit eine Ausstellung mit zeitgenössischer Fotokunst aus der Schweiz. Deuschle ist auf die Schau aufmerksam geworden - "toll, dass die da was mit Schweizer Künstlern machen" - und hat die Räumlichkeiten für die Thurbo-Vorstellung kurzerhand gebucht.
 
 
 

KOMMENTAR - Zeit für Wettbewerb

Wenn die Konkurrenz um die Schwarzwaldbahn tatsächlich so heftig wird, wie es Insider voraussagen, dürfen sich die Bahnnutzer freuen. Denn vom Wettbewerb können sie mehr Qualität beim Wagenmaterial und auch mehr Service erwarten.  Noch verdankt die Schwarzwaldbahn ihre Attraktivität schließlich vor allem der wunderschönen Streckenführung: So mancher Fahrgast muss sich von den Ausblicken über die Mängel der Züge hinwegtrösten lassen, die ihn Richtung Offenburg oder Konstanz schaukeln. Muffige Uralt-Waggons sind oft darunter, mit mühsam erreichbarem Einstieg, zugigen Fenstern und Toiletten in Plumpsklo-Technologie. Dazu kommen relativ lange Fahrzeiten in den schweren Waggons, die auf der Strecke mit ihren vielen Steigungen nur langsam gezogen werden können. Bleiben da die Fahrgäste weg, kennt die Monopolistin Deutsche Bahn AG bislang offenbar nur ein Rezept: den Abbau angeblich nicht rentabler Verbindungen, etwa der Interregios. Lieber investiert sie in Prestigeprojekte im Fernverkehr.

Es geht aber auch anders, das führen kleinere Bahnen bereits vor: Modernes, schnelles Wagenmaterial, das trotz vieler Haltestellen nutzerfreundliche Fahrzeiten einhalten kann, macht Lust aufs Bahnfahren und lockt Fahrgäste an. Es wird Zeit, dass das auch für die Schwarzwaldbahn Wirklichkeit wird.