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Quelle

Frankfurter Rundschau

Erscheinung

04.11.00

Schlagzeile

Ausländische Firmen wollen InterRegio auch künftig freie Fahrt gaben

 

 

AUSLÄNDISCHE FIRMEN WOLLEN INTERREGIO AUCH KÜNFTIG FREIE FAHRT GEBEN
 

Für großen Wirbel sorgt die Ankündigung einer kleinen Firma. Das Heidelberger Planungsbüro URS-Nahverkehrsberatung (fünf Angestellte) hat private Eisenbahnfirmen aus Westeuropa an der Hand, die Teile des hiesigen Interregio-Netzes übernehmen wollen.

Hintergrund: Die Deutsche Bahn (DB) hat angekündigt, bis Mai des nächsten  Jahres rund zwei Dutzend Verbindungen der "Blaubeigen" aus dem Fahrplan zu  streichen. URS-Chef Felix Berschin zufolge interessieren sich die ausländischen Unternehmen vor allem für die Schwarzwaldstrecke von Karlsruhe nach Konstanz und für die Linie von Ulm über Friedrichshafen nach Lindau. Interessant seien auch die Verbindungen München-Leipzig und Magdeburg-Berlin. Die Namen der Interessenten will URS-Gesellschafter Harald Blome nicht nennen. Nur so viel: "Es sind große kompetente Bahngesellschaften."

Am Bodensee und im Schwarzwald wäre deren Engagement willkommen. Denn dort ist der Unmut über die Pläne der DB groß. Die lokalen Politiker sind erbost, dass die Ferienregionen ihren touristisch bedeutsamen Fernverkehrsanschluss verlieren. Wer künftig mit dem Zug an den Bodensee oder ins Voralpenland reisen will, den zwingen die DB-Pläne umzusteigen und bis zu zwei Stunden in Nahverkehrsverbindungen zu verbummeln.  Blome ist sicher, dass es dort, wo bislang die "Blaubeigen" und Regionalzüge in stündlichem Wechsel fahren, einen interessanten Markt gibt. "Wir können auf diesen Strecken Interregios im Stundentakt anbieten." Dieses Angebot soll die Länder, die den Schienennahverkehr bezahlen, keine Mark zusätzlich kosten. Im Gegenteil: Derzeit überweist etwa Baden-Württemberg der DB für den zweistündlichen Regionalverkehr 14 Mark pro Kilometer. Für den gleichen Betrag wollen die neuen Betreiber künftig stündliche Verbindungen im Ländle anbieten. "Bei unserem Konzept müsste Stuttgart nur sieben Mark pro Kilometer zahlen", rechnet Blome vor. "Allein die Zusammenlegung von Regionalexpress und Interregio bringt enorme Rationalisierungseffekte", erläutert er. Die Lokomotiven für die Züge sollen direkt bei der Bahnindustrie gemietet werden. Fast alle deutschen Schienenfahrzeughersteller haben inzwischen "Lok-Pools", aus denen sich private Eisenbahnunternehmen bedienen können. Mit modernen, spurtstarken Elektrolokomotiven könnte der Verkehr auf der gebirgigen Schwarzwaldbahn sogar beschleunigt werden.

Für das URS-Konzept würden etwa fünf bis sechs Züge je Linie benötigt, das entspricht jeweils rund 30 Wagen. Auch diese würden die privaten Gesellschaften kurzfristig mieten - vorwiegend bei ausländischen Bahnen. Dabei versprechen sie sogar einen höheren Komfort als ihn momentan die DB mit ihren alten "Silberlingen" vielfach im Regionalverkehr bietet. "Wir hätten ein einheitliches Produkt mit einem einheitlichen Fahrpreis", betont Blome. Davon und von mehr Bequemlichkeit erwarten die Firmen steigende Fahrgastzahlen und damit mehr Einnahmen.

Im Stuttgarter Umwelt- und Verkehrsministerium reagiert man zurückhaltend. "Wir haben bislang kein konkretes finanzielles Angebot erhalten", betont Sprecher Hans Klöppner. Sollte eine reelle Offerte eingehen, werde man sie prüfen. Bei URS hält man sich mit Details zurück. Denn Experten berichten immer wieder, private Verkehrsangebote würden von den Ländern benutzt, die Preise der DB zu drücken, um dem Quasi-Monopolisten dann doch den Zuschlag zu erteilen.

Dennoch drängen die Heidelberger auf rasche Verhandlungen, damit der private Interregio im Mai starten kann. Wird der Verkehr ausgesetzt, bleiben schnell die Passagiere weg, weiß Blome. "Und das Schwierigste ist es, verlorene Fahrgäste für die Bahn zurückzugewinnen."