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Quelle

Südkurier  ;   www.skol.de

Erscheinung

08.07.00

Schlagzeile

Bahn will massiv reduzieren – InterRegio aufs Abstellgleis

 

BAHN WILL MASSIV REDUZIEREN - INTERREGIO AUFS ABSTELLGLEIS

Im Land sollen vier Millionen Zugkilometer aufgegeben werden

Umwelt- und Verkehrsminister Ulrich Müller (CDU) hat massive Streckenreduzierungspläne der Deutschen Bahn AG dem SÜDURIER bestätigt. In der Antwort auf eine Anfrage der Landtagsgrünen heißt es, dass bundesweit im Fernverkehr das Zugangebot um rund 40 Millionen Zugkilometer eingeschränkt werde.

Vorrangig ist das Interregio-Netz betroffen, dabei soll es nach den Bahn-Plänen in den nächsten Jahren auch in  Baden-Württemberg zum Wegfall von Zugverbindungen im Volumen von vier Millionen Kilometern kommen. Nach Angaben des Umwelt- und Verkehrsministeriums stehen schon zum Fahrplanwechsel 2001 "umfangreiche Angebotseinschränkungen" auf der Schwarzwaldbahn (Karlsruhe-) Offenburg-Konstanz an. Diese Interregio-Verbindung ist nach den Angaben der Bahn AG nicht wirtschaftlich zu betreiben. Auch die Interregio-Strecken Stuttgart-Heilbronn-Erfurt, Ulm-Lindau, sowie Stuttgart-Backnang-Crailsheim-Nürnberg stünden zur Diskussion.

Wie der Sprecher von Ulrich Müller dem SÜDKURIER sagte, habe sich inzwischen eine Arbeitsgruppe mit Vertretern des Bundes, der Bahn und des Umwelt- und Verkehrsministeriums gebildet. Die Position der Landesregierung sei klar: "Wir wollen keine Veränderung." Wenn sich die Bahn AG jedoch durchsetze und Interregio-Züge vom Gleis nehme, dann müsse überlegt werden, ob die Interregio-Züge in den vom Land organisierten Schienenpersonennahverkehr integriert werden könnten. Dann müsste aber die Bahn AG beziehungsweise der Bund ihre Zuschussmittel für das Land Baden-Württemberg erhöhen, so die Überlegungen im Ministerium. Auch wenn das Land auf den Interregio-Strecken sein Nahverkehrsangebot ausweite, müsste der Bund die Regionalisierungsmittel aufstocken. Auf Unverständnis stößt bei der Landesregierung, warum die Bahn gerade in BW ganze Zugverbindungen aufgeben wolle. Denn im Vergleich zu anderen Bundesländern seien die Interregio-Züge im Südwesten noch gut ausgelastet. Deshalb ließen sich in BW in einer Mischkalkulation unter dem Strich schwarze Zahlen schreiben.  "Wichtige Zugstrecken dürfen im Südwesten nicht verwaisen." meinte Volker Kauder, Generalsekretär der Landes-CDU. Der Fahrgastverband Pro Bahn e. V. befürchtet auch Einschränkungen beim ICE-Neigezug auf der Gäubahn Stuttgart - Zürich. Mittelfristig sei hier eine Taktausdünnung geplant. Die Pläne, die jetzt durchsickerten, gingen sogar von einer Aufgabe von einem bis mehreren Zugpaaren aus. Dieser ICE-Neigezug sei aus Sicht der Bahn AG nicht wirtschaftlich zu betreiben.

Unter der Konzeption "Regent" stellt die Bahn AG auch 37 Regionalverbindungs-Netze in Deutschland auf den Prüfstand. In Baden-Württemberg sind zwei Netze betroffen.  Beispielsweise mit den Strecken: Rottweil-Villingen, Tübingen - Sigmaringen - Aulendorf - Kießlegg, Tübingen-Horb, Ulm·Immendingen, Mengen-Stockach, Altshausen-Pfullendorf, Hausach-Freudenstadt, Rastatt-Freudenstadt, Freudenstadt-Eutingen, Pforzheim-Eutingen. Ein Rückzug der DB AG aus dem Interregio-Verkehr hat nach Auffassung von Ulrich Müller drastische Auswirkungen auf den vom Landverwalteten Nah- und Regionalverkehr. Denn IR-Züge und der Nahverkehr machten den von allen gewünschten integralen Taktverkehr erst möglich. Auch sei der Bund bis jetzt nicht bereit, weitere Geldmittel für mehr Nahverkehrszüge zur Verfügung zu stellen. Nach den Worten des Ministers würden die betroffenen Regionen durch den Rückzug der Bahn im Fernverkehr "strukturpolitisch benachteiligt". Neben der Grünen-Fraktion protestierte auch der Generalsekretär der Landes-CDU, Volker Kauder, gegen die Bahn-Pläne. Nachdem die rot-grüne Bundesregierung schon beim Bahnprojekt Stuttgart 21 den Versuch unternehme, Baden-Württemberg "abzukoppeln", sei jetzt das Maß voll. Kauder erwartet jetzt vom Bund "eindeutige Worte". Wichtige Zugstrecken dürften im Südwesten nicht "verwaisen".