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Quelle

Südkurier  ;   www.skol.de

Erscheinung

21.11.98

Schlagzeile

Die Schwarzwaldbahn auf die Schiene gebracht

 

DIE SCHWARZWALDBAHN AUF DIE SCHIENE GEBRACHT

Am 10. November jährte sich die Intriebnahme der Schwarzwaldbahn zum 125. Mal

Was die Persönlichkeit Gerwigs bis heute so anziehend macht ist der Umstand, daß er sich nicht nur im Fach 'Technik' zuhause fühlte, sondern auch auf anderen Gebieten ein Meister war. So war er Botaniker, vor allem in Mooskunde, was ihm einem Namen in der Fachwelt sicherte. Die bekannte Uhrmacherschule in Furtwangen, als Zentralisation des traditionellen schwarzwälder Tüftlergeistes, wird nicht nur von ihm gegründet, sondern auch im staatlichen Auftrage von ihm einige Jahre geleitet.

Aus der gleichen Richtung dürfte seine Fürsorge kommen, die Gerwig dem weiteren Ausbau der Strohflechterei und der Förderung der Holzerzeugnisse als Erwerbsgrundlage eines Teiles der Wälder angedeihen läßt.

Seiner Anteilnahme am Wohl und Wehe seiner Mitmenschen wird es zuzuschreiben sein, daß der Vollbluttechniker auch im politischen Alltag zu finden war. Als Vertreter der National-Liberalen-Partei des Wahlkreises Hornberg-Wolfach-Triberg-Furtwangen gehörte er zunächst der Zweiten Kammer der Badischen Landstände an, vertrat dann Pforzheim im Landtag und wurde später sogar Reichstagsabgeordneter des Gebietes Villingen-Bonndorf. Im Jahre 1853 wechselte der inzwischen zum Baurat beförderte Gerwig endgültig von der Straße auf die Schiene über, als er mit der Leitung des Ausbaus der Eisenbahnlinie betreut wurde.

Jahren später (1857) erreichte ihn ein Auftrag, der ihn für nahezu zwei Jahrzehnte beschäftigen sollte, seine ganze Genialität forderte, um dann die Lorbeeren der Weltberühmtheit um sein Haupt zu legen: Die Überwindung des Schwarzwaldes auf dem Schienenweg. Schon seit Jahren stand der Plan im Raume, dieses Gebirge durch das Kinzigtal von Offenburg aus zu überqueren, so daß schon vor Gerwig Ideen entwickelt wurden, dieses Problem zu lösen. So bestand bereits eine Linienführung von Haslach durch das Prechtal - Furtwängle - Bregtal - Donaueschingen, die sogenannte "Bregtallinie" und im Gegensatz dazu die "Schiltachlinie", die von Schiltach über Schramberg, durch würrtembergisches Gebiet, nach Villingen führt. Beide Vorschläge fanden aus verschiedenen Gründen wenig Gegenliebe, sodaß Gerwig in unermüdlicher Kleinarbeit und unter Überwindung etwaiger Vorurteile seinen Plan, die "Sommeraulinie", heranreifen läßt.

Im November 1873 ist die gesamte Strecke, die "Schwarzwaldbahn", von Offenburg über Triberg-Villingen bis Konstanz durchgängig befahrbar. Gerwig hat sein Meisterwerk geliefert. Der Oberbaurat und spätere Baudirektor lehnt eine ganze Anzahl ausländischer Berufungen ab und blieb seiner badischen Heimat treu. Auf Anraten seiner Vorgesetzten nimmt er jedoch die Chance an, beim Bau der schweizer Gotthardbahn als Ingenieur mitzuwirken. Nach vielerlei Enttäuschung und persönlicher Kränkungen kehrt er nach drei Jahren zurück und wird in der Folgezeit zum Leiter der technischen Abteilung der Generaldirektion der Badischen Staatsbahnen ernannt. Eine wohlverdiente Ehrung wird ihm zuteil, als er 1880 zum ordentlichen Mitglied der Preußischen Königlichen Akademie berufen wird.

Noch einmal setzt Gerwig seine ganzen Kräfte ein, um den Schwarzwald ein zweites Mal zu überwinden. Einmalig gelingt ihm die Planung der Höllentalbahn von Freiburg über Himmelreich-Posthalde nach Neustadt (Schwarzwald). Die Arbeiten nehmen einen zügigen Verlauf.

Als der Großherzog 1887 diese Bahnlinie eröffnet, fehlt jedoch die Hauptperson. Robert Gerwig wurde etwa zwei Jahre vorher, am 6. Dezember 1885, durch einen Schlaganfall aus dem arbeitsreichen Leben gerissen. Doch seine Werke tragen seinen Namen auch in Zukunft.