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ABSCHIEDSFAHRT MIT "MEINEM" IR 2575 HAMBURG-KONSTANZ
(subjektiver Erlebnisbericht)

 

Das Ende ist gekommen, in wenigen Tagen werden sich die IR bis auf wenige Ausnahmen ganz von der Schwarzwaldbahn verabschieden. Am 4. Juni 2001 fuhr der sonntägliche IR 2575 das letzte Mal. Da ich diesen Zug sehr häufig benutzte (war meine Standardverbindung), beschreibe ich hier die Abschiedsfahrt hier etwas genauer:

Wie gesagt, ich bin sehr oft mit dem IR 2575 gefahren, da er sehr gute Anschlüsse aus dem ganzen Bundesgebiet hat (und nicht zuletzt deshalb zu den Bundeswehr-Zügen gezählt werden konnte). So, konnte ich mir die letzte Fahrt dieses Zuges natürlich nicht entgehen lassen. Fuhr er früher noch täglich als IR 2673 von Dessau, bzw. Halle mit einer 111 nach Konstanz, wurde der Laufweg vor einigen Jahren auf Hamburg-Konstanz mit der neuen Nummer 2575 geändert. Später wurde die tägliche Abfahrt auf Sonntag beschränkt. Zu Zeiten der Baureihe 111 war er sehr oft verspätet, doch seit die 101 Einzug hielten, konnten Verspätungen über 5 Minuten fast nicht mehr registriert werden. Trotzdem scheinen die Fahrgastzahlen laut DB nicht hoch genug zu sein, um diesen Zug weiterhin fahren zu lassen. Die Realität sieht natürlich ganz anders aus:

Den Tag vertrieb ich mir mit einer Fahrt auf der Strecke Wörth am Rhein - Lauterbourg - Strasbourg und am Nachmittag mit einer Fahrt mit der Frankfurt-Königsteiner-Eisenbahn. Gegen 19:53 Uhr fand ich mich in Frankfurt /Hbf auf Gleis 13 ein. Dort stand der IR 2575 bereits zur Abfahrt bereit. Er bestand aus 6 Bim-Wagen (2. Klasse-IR), einem Aim (1. Klasse), einem Bistro-Cafe sowie dem IR-Steuerwagen (in ICE-Look). Als Zuglok war 101 006 ("Kinder") eingeteilt. Schon der Versuch in die hinteren Wagen einzusteigen, scheiterte an den Mitreisenden, die sich auf den Gängen die Füße platt standen. So rannte ich zum Steuerwagen, in der Hoffnung, dort einen Platz zu finden. Doch Fehlanzeige: Auch dort saßen die Leute schon im Fahrradabteil auf dem Boden. Spontan entschloß ich mich, auch dort Platz zu nehmen.

Mit wenigen Minuten Verspätung ging es dann los. Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse. In Heidelberg leerte sich der Zug, in Karlsruhe ebenso. In Karlsruhe fand Personalwechsel statt (was bei diesem Zug bisher noch nie vorkam). Nach Rastatt konnte ich sogar ein freies Abteil ergattern. Draußen wird es langsam dunkel, der Mond zeigt seine wahre Pracht. Der InterRegio ist mit Heimfahrern und Bundeswehranhängern ziemlich gut besetzt. Baden-Baden wird mit +5 erreicht. Danach gab der Lokführer sein bestes: In Offenburg fuhren wir mit nur noch +1 ein; der Fahrgastzustieg hielt sich in Grenzen. Nichts destro trotz war der Zug gut besetzt (wie gesagt: Bundis), ich schätze, daß insgesamt 300 Leute im InterRegio sitzen. Daß der Zug immer so voll ist, zeigt, daß DB R&T keine Lust hat, Gewinne zu realisieren und rentable Züge weiterhin fahren zu lassen. Stattdessen wird auch dieser Zug gestrichen. Ein weiterer Beweis, daß die verbleibenden Züge (IR 2474/2475, IR 2570/2571)  nicht nach Rentabilitätsgründen gewählt wurden, sondern nach Belieben, allenfalls nach Umlaufgründen.

 Der Zug wechselte von Gleis 1 auf die Schwarzwaldbahn, schnell beschleunigte die 101 den IR auf 140 km/h. Draußen ist es Nacht geworden, der Mond in Verbindung mit aufsteigenden Bodennebel verleiht dem Kinzigtal in ein eigenartiges Flair. Ich öffne das Fenster und schaue mir die Pracht genauer an: wirklich beeindruckend, Vollmond über dem Kinzigtal (wer nächtens schon einmal von Offenburg richtung Villingen fuhr, wird mir beipflichten)! Der IR setzt seine Fahrt fort, ich schaue auch weiterhin aus dem Fenster. Nach ein paar Minuten erreicht der IR 2575 Hausach, dort steigen dieselben Leute aus, wie eigentlich immer (z.B. der Mann, der wie jeden Sonntag nicht die Gleisunterführung benutzt, sondern über die Gleise watscht). Auch in Hornberg ist nicht viel los. Die 101 006 bekommt nun richtig Arbeit: Die Schwarzwaldhöhen gilt es zu erklimmen. Ich suche derweil den Zugchef auf, um mir die letzet Fahrt des IR 2575 mittels Zangenabdruck auf der Reservierung bestätigen zu lassen. Danach schaue ich mir die nächtliche Schwarzwaldlandschaft wieder vom Abteilfenster aus an.

 Pünktlich um 22:38 Uhr fährt der IR 2575 dann in Triberg ein. Zeit für mich, auszusteigen. Die Türen schließen, der Zugchef gibt den Abfahrtsauftrag. Ich bleibe mit einer Träne im Knopfloch noch eine Weile auf dem Bahnsteig stehen um mir die letzte Abfahrt "meines" Zuges anzuschauen. Als die Lichter der schiebenden 101 dann aus den Augen waren, bin auch ich in Richtung Parkplatz losgegangen. Traurig, daß diese Verbindung gekappt wurde. Ich habe diese nächtlichen Fahrten durchs Kinzigtal wirklich sehr gerne mitgemacht. Doch den Ersatz-IRE 18739 habe ich nur zweimal benutzt, da seine fünf Wagen für die hohe Anzahl Bundeswehr-Touris nicht reicht und es recht eng und ungemütlich war.

Zwischenzeitlich fuhr der IRE ein paar Jahre lang nicht einmal mehr durchgehend von Karlsruhe bis Konstanz sondern wird in Offenburg gesplittet. Erst ab 2017 gibt es diese Verbindung wieder durchgehend an So-Fr.
 
 

Abschließend hoffe ich, daß euch dieser sentimentale Bericht nicht all zu sehr genervt hat.  ;-)